Junge Utopie - Die Lücke im Lebenslauf

Alle zwei Jahre finden die „Tage der Utopie – das Festival für eine gute Zukunft“ im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast statt. So auch heuer. Und auch in diesem Jahr gab es ein eigenes Projekt mit und für Jugendliche und junge Erwachsene. Dazu haben sich bereits im Februar 2017 elf junge Menschen in St. Arbogast im Junge Utopie Camp getroffen. Unter dem Motto „Die Jungen spinnen… Utopien“ waren diese zwei Tage kaum geplant und völlig ergebnisoffen – ohne Druck, etwas zu müssen.

Eine zwei Tage lange Mußestunde, eine Auszeit aus dem geschäftigen Betrieb des Alltages, Raum und Zeit für Tabula Rasa, den Kopf zu leeren und einfach da zu sein. Spannend war die Nicht-Vorbereitung auf diese zwei Tage. Spannend war auch die Tatsache, dass wir uns als Gruppe vorher nicht kannten. Elf Leute, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Schön war das.

Ergebnisoffen und trotzdem so viel passiert
Auch wenn kein Endprodukt gefordert war, kein maximaler Output erwartet wurde, schien es doch so – vor allem zu Beginn – dass die Teilnehmer/innen unter Druck standen – vollbeladen mit den Arbeitspaketen, Sorgen, Herausforderungen, To Do Listen aus Schule, Büro, Familie… „Aber warum ist das so?“, frag ich mich. Eine recht rasche Antwort auf diese Frage gab eine erste Dialogrunde am ersten Vormittag – es scheint, als arbeiten viele von uns für unseren Lebenslauf, für die Erwartungshaltung DER Gesellschaft – wer auch immer das ist. Mein eigener Anspruch, vor allem als Begleiterin dieser zwei Tage, den Teilnehmer/innen etwas zu bieten, zu glauben, sie unterhalten zu müssen – fast schon wie ein Magig Life Club Amateur – das war Stress pur.

Der Offenheit der Gruppenmitglieder und der dadurch möglichen echten und ehrlichen Begegnungen ist es zu verdanken, dass wir alle in erstaunlich kurzer Zeit ruhig werden konnten, von Herzen gesprochen und einander zugehört haben. Da hat es nicht mehr lange gedauert bis allen klar war, wie kostbar dieses Geschenk dieser Auszeit, dieser zwei Tage Nichts-leisten-müssen tatsächlich ist; und wie selten das geworden ist zwischen Dauererreichbarkeit, Leistungsdruck und Selbstoptimierung.

Ergebnisoffen, aber trotzdem ehrgeizig genug
Am Ende der zwei Tage waren wir dann doch noch ehrgeizig und wollten – vielleicht aus Dankbarkeit, vielleicht aber auch deshalb, weil wir unsere Muster halt doch nicht in zwei Tagen ändern – unsere Erfahrungen mit den Teilnehmer/innen der diesjährigen Tage der Utopie teilen. Erste Überlegungen dazu konnten wir gleich sammeln, die konkrete Umsetzung entstand ca. 1,5 Monate nach dem Junge Utopie Camp – es war die begehbare „Lücke im Lebenslauf“. Und soweit ich das beobachten konnte, waren die Besucher/innen der Lebenslauflücke nicht dieselben, wenn sie wieder aus dem Dunkel hervortraten.
Katharina Lenz