Art Of Hosting And Harvesting

Vom Problemdenken ins Lösungshandeln

Beim reda kummen d’lüt zem. Eigentlich tief in der Vorarlberger Identität verankert, derzeit scheinbar auf wackeligen Beinen. Debatte statt Dialog, unverrückbare Meinungen prallen aufeinander. Wir glauben, es war noch nie so wichtig, Dialogfähigkeit zu üben. Und das am besten so früh wie möglich. Ein Art of Hosting and Harvesting Training speziell für junge Menschen Anfang März hat gezeigt, wie es gehen kann. Ein Einblick von Peter Ionian von freigeist arbogast, Mitinitiator der Veranstaltung.

Beim Art Of Hosting And Harvesting-Training vom Büro für freiwilliges Engagement und Beteiligung im vergangenen Herbst hat diese Geschichte ihren Anfang genommen. Mehrere Einrichtungen, die mit Jugendlichen arbeiten, bekamen damals die Möglichkeit, diese zum Training einzuladen. Die Durchmischung der Generationen hat eine ganz besondere Atmosphäre und die Grundlage für die Entwicklung dieses Projektes geschaffen.

Ein sich ergänzendes Team

Die jugendlichen Teilnehmer*innen waren begeistert. Also trat Carmen Feuchtner von Welt der Kinder an Pete Ionian von freigeist arbogast und Semih Morel, selbständiger Prozessbegleiter, heran mit dem Vorschlag, dass es weitere Anknüpfungspunkte für die Jugendlichen brauche. So entstand die Kerngruppe des Projektes und die Vision, ein AoH-Training speziell für junge Menschen anzubieten.

Bestärkende Ziele

Was wollte man nicht erreichen: Frontalunterricht, rein theoretische Inputs, volle Köpfe und leere Herzen. Was aber waren dann die Ziele? Die jungen Menschen sollten empowered werden, bestärkt in ihrem Mut und Selbstvertrauen, sich für ihre Ideen einzusetzen und gemeinschaftliche Prozesse der Co-Kreation zu begleiten. Sie sollten den Sinn von AoH erkennen, statt nur einer Menge Methoden abzuhandeln. Statt Problemdenken wollte das Training sie in ein Lösungshandeln begleiten. Und das alles sollte auch noch Spaß machen.

Interesse und Beteiligung

Insgesamt kamen über 40 Jugendliche im Alter von 12 bis 20 Jahren zusammen – von der Freien Schule Lindau bis zu Klimapeers aus Kufstein, vom BG Blumenstraße in Bregenz bis zur Mittelschule Gortipohl im Montafon, vom Bregenzerwald bis in den Walgau. Auch das Hosting-Team war generationenübergreifend. Fünf Erwachsene und sieben Jugendliche begleiteten durch das Programm. Die Jugendlichen erlebten, wie man einen Check-In und Check-Out macht, lernten sich spielerisch kennen und entwickelten noch vor der ersten Pause wicked questions - verflixte Fragen. In einem Pro-Action-Café konnten sie ihre eigenen Ideen und Projekte kooperativ weiterentwickeln. Am Nachmittag wurden Gordische Knoten geknüpft und entwirrt, Kreisdialoge abgehalten und das individuelle, sowie gemeinsame Ernten erlebt.

Aufrecht und begeistert

Was nicht nur spürbar und unmittelbar im Prozess zu beobachten war, sondern von den jungen Menschen auch konkret ausgesprochen wurde war, wie wichtig ihnen die Unterstützung von Erwachsenen ist, dass man ihnen Vertrauen schenkt und einen sicheren Rahmen bietet, dass man ihnen etwas zutraut und sich auf Augenhöhe begegnet. Dann wachsen junge Menschen über sich hinaus, dann sprühen sie vor Tatendrang und Ideen, dann können und wollen sie wirksam werden und etwas verändern in dieser Welt. Sie können ihre Erfahrungen nun künftig für die Entwicklung ihrer Gemeinden, Regionen und Schulstandorte einsetzen.

Stimmen der Jugend

"Ich bin überwältigt von der Vielfalt der Ideen und Projekte der jungen Leute. Ich hatte zuerst Angst, dass wir gar nicht alles in der Zeit unterbringen können, aber es hat alles voll super geklappt. Ich habe neue Energie gewonnen, um auch mit meinen Projekten durch zu starten. Es geht darum, es einfach mal anzugehen und zu machen." Emma, 20 J. aus Höchst

"Für mich war das eine ganz neue Erfahrung. Ich bin das erste Mal in Vorarlberg und wir haben selbständig diese Reise gemacht. Es war schön, die ganzen Stimmen, die man nur aus Online-Meetings kennt, nun mal in Wirklichkeit zu hören und die Gesichter dazu zu sehen. Es ist toll zu erleben, wie viele Jugendliche teilen, dass sie etwas bewegen möchten. Ich hatte hier das Gefühl, das man alles sagen kann, was man will. Ohne dass jemand die Augen verdreht, oder man beurteilt wird." Felicitas, 16 J. aus Kufstein

"Ich fand diesen Tag einfach super. Wir haben viele verschiedene Kommunikationsarten für größere Gruppen kennen gelernt. Bei uns in der Schule gibt es auch Kommunikationsgruppen, die die Schüler organisieren. Das Training war für mich eine große Inspiration, um diese Treffen in Zukunft abwechslungsreicher zu gestalten." Luca, 16 J. aus Lindau

"Ich habe so ein Training noch nie gemacht und fand es voll gut. Es war eine ganz neue Erfahrung und wir haben viel Verschiedenes ausprobiert. Ich habe mit vielen neuen Leuten gesprochen, die ich vorher nicht kannte, ansonsten tauscht man sich ja oft nur mit seinen Freunden aus. Wir haben auch viele Methoden kennen gelernt, die ich gut anwenden kann, beispielsweise um Konflikte zu lösen." Isa, 12 J. aus Lindau

"Ich fand diesen Tag sehr, sehr, sehr interessant. Es war eine tolle neue Erfahrung und ich konnte sehr viel Neues lernen. Ich habe auch sehr viele neue Meinungen und Ansichten kennen gelernt. Es sind tolle Projektideen entstanden und es waren viele junge Menschen, die etwas bewegen wollen mit dabei. Ich sehe für mich in der Schule die Chance, auch selbst etwas davon umzusetzen." Madlena, 12 J. aus Lochau

"Der Tag war sehr gut, ich bin voll entspannt aber auch gespannt, was alles noch passieren wird und wie es weitergeht. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, im Hosting Team mit dabei zu sein und zu moderieren. Ich liebe es, vor Leuten zu reden. Und es waren so viele junge Menschen mit vielen Gemeinsamkeiten und auch neuen Ansichten. Ich hoffe wir bleiben im Kontakt, um zusammen etwas umzusetzen und uns zu unterstützen. Ich bin motiviert worden, den Mut zu fassen, gemeinsam etwas zu verändern." Lea, 17 J. aus Wolfurt